Geschichte

Eine hundertjährige Organisation im Dienste der Freiburger Produzenten

Über 80 % der Milchproduzenten im Kanton Freiburg haben eine gemeinsame Dachorganisation: Der Freiburgische Milchverband (FMV) mit Sitz in Bulle.


Der Anfang (1915)

Die Grundlagen für diesen Berufsverband wurden am 13. Juni 1915 gelegt. Zu Beginn gehörten ihm vierzig Käsereigenossenschaften an. Die neue Organisation mit dem Namen «Fédération Zone de la Montagne» (Bergregion-Verband) hatte ihren Sitz in Bulle.

Die Produzenten aus dem Süden des Kantons, die die Grundlage des Verbandes bildeten, brauchten lange, um sich zu organisieren. Allerdings hatten sich 99 Freiburger Unternehmen sowie diejenigen aus dem deutschsprachigen Teil des Kantons bereits anderen Verbänden angeschlossen. Der Individualismus der Bergbewohner mag dabei eine Rolle gespielt haben, aber auch die seit Beginn des Ersten Weltkriegs verschlechterte Wirtschaftslage trieb die Vereinigung voran: Die Milch aus dem Greyerzerland gehörte damals zu den am schlechtesten bezahlten des Landes.


Die ersten Räumlichkeiten

Die Geschichte des Verbandsbüros beginnt beim "Syndicat agricole de la Gruyère", dem Arbeitsplatz von Louis Yerly, ihrem ersten Sekretär.

  • 1943 : Der Verband erwirbt mit dem Kauf des Hôtel de l'Union endlich eigene Räumlichkeiten.Hôtel de l’Union, ein typisches Café in Bulle, ein symbolträchtiger Ort der Begegnung zwischen Produzenten.
  • 1971 : Das Hôtel de l’Union wird verkauft.
  • 1971–1981 : Der Verband ist vorübergehend in der Rue de Vevey untergebracht.
  • 1981 : Sie kauft das Gebäude der Rue Rieter 9, Eigentum des "Syndicat agricole de la Gruyère".
  • Seit 2016 : Der FMV hat seinen Sitz an der Route de Riaz 95 in Bulleim Anschluss an das Immobilienprojekt des neuen Bahnhofs.

Kriegszeiten und Krisen (1915–1945)

  • 1915 : Die Schweiz leidet Hunger. "L’Union centrale des producteurs de lait" zu der sich auch der FMV anschliesst, wird mit der Organisation der Milchverteilung beauftragt. Die Produzenten müssen Milch in die Städte liefern
  • 1916 : Der FMV beteiligt sich mit CHF 70’000.- am Kapital der Fromage Gruyère SA.
  • 1921–1932 : Wirtschaftskrise, Einbruch der Exporte. Der Milchpreis bricht von 35.5 bis zu 18 Rp./kg ein.
  • 1932–1940 : Es werden Produktionseinschränkungen auferlegt.
  • 1939–1945 : Der Zweite Weltkrieg verändert die Lage: Die Bauernfamilien müssen so viel wie möglich produzieren. Die Nachfrage ist gesichert, aber die Preise bleiben unbefriedigend.
  • 1941 : Aufkommen der Silage als Fütterungsverfahren. Der Verband bleibt skeptisch, denn Silage passt nicht zu Käse.

Die Nachkriegszeit und das Landwirtschaftsgesetz

  • 1950er-Jahre : Die Zufriedenheit bleibt trotz Höhen und Tiefen bescheiden. 1951Verabschiedung des Landwirtschaftsgesetzes, das zur Stabilisierung der Lage beiträgt.

Ein historischer Wendepunkt: Erweiterung und Namensänderung

  • 1. Januar 1973 : 68 Vereine des Fédération vaudoise fribourgeoise und 6 Vereine des Léman-Verbandes treten dem FMV bei.
    → Jährliche Milchlieferung von 50 Mio. kg Milch.
    → Die Produktion steigt von 114 Millionen kg (1972) auf 165 Millionen kg (1973).
  • 27. April 1981 : DieDelegiertenversammlung in Vuadens beschliesst eine Änderung des Firmennamens.
    → Die "Bergzone" wird zum Freiburgischen Milchverbandwas die geografische Realität besser widerspiegelt (2/3 der Produktion stammen aus Tal und Hügelzone).

Die Milchkontingentierung (1977–2009)

  • 25. März 1977 : Der Bundesrat führt eine Milchkontingentierung ein, um die Überproduktion einzudämmen.
  • Dieser Mechanismus bleibt 32 Jahre lang, bis zum 1. Mai 2009, in Kraft.
  • Die Aufgabe des Verbandes bleibt unverändert, aber der Verwaltungsaufwand nimmt erheblich zu.

Engagement in der Marktwirtschaft

Der FMV engagiert sich durch strategische Beteiligungen :

  • Cremo AG
  • Fromage Gruyère AG
  • Vacherin Fribourgeois AG
  • Société coopérative Laiterie de Gruyères
  • Swissmilk

1994 gerät Cremo in eine schwere Krise. Der FMV greift ein, um das Unternehmen zu retten und gemeinsam mit den Produzenten zu rekapitalisieren. Cremo entgeht dem Zusammenbruch, im Gegensatz zur Swiss Dairy Food Gruppe im Jahr 2002. Dank einer neuen Unternehmensführung findet das Unternehmen wieder zu einer soliden Basis zurück.

→ Heute hält die FSFL 47 % des Aktienkapitals von Cremo

→ Sie besitzt asserdem 21 % der Fromage Gruyère SA


Das Gruyère-Haus in Pringy

1999–2000 engagiert sich der FMV stark für die vollständige Renovierung der Schaukäserei in Pringy.

→ Projekt unter der Leitung von Georges Godel (Präsident) und Clément Moret (Direktor)


Nach der Kontingentierung: Eine neue Ära

Am 1. Mai 2009 tritt der FMV in eine Ära der vertraglichen Mengenbewirtschaftung ein. Anstatt einem nationalen Pool beizutreten, entscheidet sie sich für die Beibehaltung der direkten Verbindung zwischen den Produzenten und dem Unternehmen Cremo.

Diese Entscheidung, die von aussen kritisiert wurde, führte zum Scheitern desZusammenschlusses mit Waadt und Neuenburg.

→ Dennoch funktioniert das System: Im Jahr 2012 verwaltet der FMV 370 Millionen Kilogramm Milch für etwa 1'000 Produzenten (aus LOBAG und PROLAIT).


Ein Jahrhundert Geschichte

Der Freiburgischer Milchverband feierte am 17. September 2015 sein 100-jähriges Bestehen. Er ist stark in der Region verankert, spielt eine wichtige Rolle für die Produzenten und setzt sich kontinuierlich für die Aufwertung der Freiburger Milch ein.

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